Thema: Portrait Ruth Berktold
Architektur ist nicht genug
Ein Portrait über Ruth Berktold
Ist es nicht die Neugier, die uns täglich antreibt einen Schritt weiter zu gehen? Wollen wir nicht erfahren, was hinter der Sache steckt und wie sie funktionieren kann? Das mag für einen Ingenieur des Maschinenbaus oder der Elektrotechnik ein geradliniger Weg der physikalischen Formeln und Modelle sein. Erklärbar durch Zahlen und Analysen. Einen Architekten aber treibt die Neugier nicht nur durch die technischen Möglichkeiten in der Realisierung seines Entwurfs. Denn in der Architektur überlagern sich die Professionen und Themenfelder der Gestaltung von Lebenswelten. Der Neugier ist damit keine Grenze gesetzt.
Dies ist wohl ein Grund warum Ruth Berktold Architektur studiert hat. Sie begann klassisch mit dem Studium an der Universität Stuttgart. Diplomierte in Architektur und Städtebau und vertiefte ihre Studien an der Städelschule in Frankfurt. Um eine neue Sicht auf die erfahrene Lehre zu ermöglichen, absolvierte sie 1995 ihren Master of Science in Advanced Architectural Design an der Columbia University in New York. In der Stadt, die niemals ruht, wurde die Überlagerung von zeitgeistlichen Entwicklungen über alle Bereiche gesellschaftlichen Lebens deutlich. Architektur ist eine kulturelle Ausdrucksform, die diese sichtbar machen kann. So experimentierte das New Yorker Architekturbüro „Asymptote“ an der Übertragung der neu in Mode kommenden Tätowierungen, als eine Kunstform durch alle Gesellschaftsschichten, an der Übertragung auf die Architektur als Architexture, bei dem ein dreidimensionaler Körper mit Methoden aus dem CAD mit einer beliebigen Texture bekleidet wird. Es ist die Lust an Experimenten und der multidisziplinären Verschmelzung, welche Ruth Berktold „aus der Zeit“ nehmen. Kein Wunder, dass sie 2003 als Professorin für CAX und Entwerfen an die Hochschule München berufen wurde. Wer sie dort erlebt, dem scheint als habe sie mehr jugendlichen Enthusiasmus als mancher Student, der zäh nach Ideen ringt. Und unter uns gesagt: optisch unterscheiden kann man Frau Professorin und Studenten kaum.
2003 gründete Ruth Berktold zusammen mit Marion Wicher das Büro YES architecture in München und Graz. Keine Frage steht hier die Architektur im Mittelpunkt der Wertschöpfung doch steht YES auch zu Städtebau, Innenausbau, Möbel-, Produkt- und Webdesign, sowie computerintegrierte Entwurfsmethoden. Hier haben wir wieder die anfangs erwähnten Überlagerungen und Vernetzungen von Themen aus Wirtschaft, Gesellschaft, Mode und Kultur. Dinge, die Ruth Berktold rund um die Uhr antreiben.