Thema: Portrait blauraum architekten

blauraum architekten, Hamburg
ap35 im Gespräch mit den drei Büropartnern Volker Halbach, Rüdiger Ebel und Carsten Venus

Ihre Arbeit zeichnet sich durch experimentierfreudige und interdisziplinäre Entwurfspraktik sowie avantgardistische Formensprache aus. Aufbauend auf analytische Auswertungen einer Bauaufgabe, deren städtebauliche Rahmenbedingungen sowie ökonomischen und energetischen Faktoren entsteht maßgeschneiderte Architektur, welche emotional und zugleich identitätsstiftend ist. Über die Bearbeitung auf verschiedenen Bedeutungsebenen werden Gebäude entwickelt, die vielschichtige Interpretationsansätze bieten und ihre eigene Wahrheit durch die Perspektive des Betrachters erlangen.

Das macht blauraum architekten so besonders: Die Inspiration, die sogenannte Idee, für Projekte entfalten die Architekten aus den städtebaulichen und funktionalen Kontext des zukünftigen Gebäudes. Komplex denken, jedoch einfach handeln.

Das Architekturbüro wurde 2002 in Hamburg gegründet. Geschäftsführer des Büros sind Volker Halbach, Rüdiger Ebel und Carsten Venus. Die Gründer waren (mit unterschiedlichen Eintrittsjahren) bis 2002 Mitarbeiter bei BRT Architekten.

Der Weg von der Mitarbeit in einem Großbüro zum Selbstständigsein führte 2002 in die Wexstraße am Hamburger Großneumarkt. In den ehemaligen Verkaufsräumen eines Ladens entwickelte sich ein Wechselspiel aus Architekturgalerie mit Café und Architekturbüro. Konzipiert als Veranstaltungsort mit Café und Architektenbüro fanden von Ende 2002 bis Anfang 2006 ca. 41 Veranstaltungen im salon blauraum statt. Die Idee dazu entwickelte sich während der gemeinsamen abendlichen Begegnungen in der benachbarten Kneipe „Zum alten Ritter von St. Georg“.

Von Anfang an setzten sich die Architekten zum Ziel, neben dem klassischen Architekturbüro, auch eine Architekturgalerie zu betreiben, den salon blauraum. Eine Kommunikations-Plattform der Hamburger und bald auch der europäischen Architekturszene.

Auch auf der „Architektur-Seite“ wurde schon bald DAS erste Projekt umgesetzt. Die Umwandlung eines tristen Hamburger Büroklotzes aus den 1970ern in einen attraktiven Wohnblock, Bogenallee Wohnen. Dabei wurde mit aus der Fassade herausragenden Kuben nicht nur mehr Wohnraum geschaffen, vielmehr entstand ein individuelles Wohnen, ob mit Sauna, Loggia oder Bad. Das Projekt wurde international bekannt und mehrfach ausgezeichnet.

Und was haben sich blauraum für die Zukunft vorgenommen?
Nun, sie wollten niemals standard sein, klassische norddeutsche Architektur schaffen, durch die Größe des Büros beeindrucken. Die Erfüllung für blauraum bestand seit jeher in der Aufgabenvielfalt, in die sie als Architekten eintauchen können. Ihre Zielsetzung ist daher nicht einfach: Den Facettenreichtum ihres Berufes erweitern, erforschen, nicht Massenbau sondern Baukultur betreiben, in den Dialog zu treten.
blauraum: „Generell sollte man das Bewusstsein der Menschen für gute Architektur schärfen und in die Köpfe der Gesellschaft rein bekommen. Dieses Bewusstsein für Baukultur fängt in Deutschland gerade erst an.“

Zusatzinfos:
Volker Halbach
(Jahrgang 1969) wurde in Gronau geboren. Er studierte Architektur an der Fachhochschule Bielefeld und der Technischen Universität Delft. 1996 wurde er zum Fulbright Stipendiaten ausgewählt und absolvierte seinen Master of Architecture an der University of Miami. Von 1997 bis 1998 arbeitete Volker Halbach als Projektarchitekt bei Eisenman Architects. Bei Bothe Richter Teherani Architekten war er von 1998 bis 2002 beschäftigt.

Rüdiger Ebel (Jahrgang 1970) wurde in Düsseldorf geboren. Im Jahr 1999 erhielt er sein Diplom an der BUGH Wuppertal. Von 1999 bis 2002 war er Mitarbeiter des Büros Bothe Richter Teherani Architekten in Hamburg.

Carsten Venus (Jahrgang 1967) wurde in Stuttgart geboren. Im Jahr 1997 absolvierte er sein Diplom an der RWTH Aachen. Von 1997 bis 1998 arbeitete er bei bilder.blau_Architektur+Neue Medien, Aachen. Von 1998 bis 2002 war Carsten Venus bei Bothe Richter Teherani Architekten beschäftigt.

Weitere Informationen zu blauraum architekten finden Sie auf der Webseite www.blauraum.eu

Thema: Portrait Robert Miles Kemp

Robert Miles Kemp
Gründer und Geschäftsleiter Variate Labs, Los Angeles

Miles Kemp ist Gründer der preisgekrönten Variate Labs in Los Angeles. Er arbeitet seit fast zwei Jahrzehnten als einer der großen visionären Denkern der Gegenwart an der Schnittstelle von digitalen Medien, physischer Architektur und Human Interaction Design. In der Annahme, dass in der Zukunft alles miteinander verbunden ist – Menschen, Gebäude und Objekte – stellt er die Frage, was dies für die Architektur bedeutet und welche Möglichkeiten sie hat, sich auf dieses interaktive Umfeld zu beziehen, indem sie sich selbst, ‚kommunikativ’ einbringt.

Miles Kemp arbeitete bereits an über hundert Projekten in den Bereichen Robotik, Architektur, Produktentwicklung, Fahrzeugtechnik, Softwareentwicklung und Videospiel-Design. Seine Karriere umfasst die Konzeption von mehr als 60 Bauwerken, angefangen von Häusern bis hin zu Wolkenkratzern sowie die Erschaffung von Web-, Mobile-, Broadcast- und anderen interaktiven Plattformen.

Er erlangte einen Master-Abschluss an der Southern California Institute of Architecture sowie den Bachelor in Architektur an der University of Maryland, College Park und arbeitete bereits für Unternehmen wie BMW, BBC, Disney, Microsoft, Samsung und Sony.

Zusatzinfo:
Weitere Informationen zu Miles Kemp und Variate Labs finden Sie auf der Webseite www.variatelabs.com


Ein Kurzfilm über die interaktiven Fassaden von Variate Labs:

Interactive Facade from Variate Labs on Vimeo.

Thema: Portrait Jakob Dunkl

Dipl. Ing. Jakob Dunkl
Einer der drei Inhaber des Wiener Architekturbüros querkraft

Querkraft. Dieses einzige Wort trägt die komplette Philosophie des österreichischen Architekturbüros in sich: Mit großer kreativer Energie voraus, oder in welche Richtung auch immer, nur nicht zurück. Hauptsache, man bleibt effizient, originell, ausdrucksstark, gar nicht engstirnig, niemals gewöhnlich und stagniert nicht.
Jakob Dunkl, der 1998 das Architektenteam „querkraft“ gründete, hat dementsprechend hohe Ansprüche – an sich selbst und an das Berufsbild des Architekten im Allgemeinen. Ein Gebäude muss in höchstem Maße  „funktionieren“, ohne dabei an kulturellem Wert zu verlieren.  Eine Art nachhaltiges Monument, mit einem Hauch von Poesie.

Ob es überhaupt möglich sei, all diese Werte in einem einzigen Bauwerk zu realisieren?„Ich denke, beim Museum Liaunig ist diese Kombination ganz gut gelungen“, sagt Jakob Dunkl. Das Museum ragt seit 2008 als spektakuläres Denkmal über eine stark befahrene Bundesstraße bei Neuhaus, Österreich und beherbergt die private Kunstsammlung Herbert Liaunigs. Gleichzeitig ist die Anlage höchst energieeffizient. Um das Energiekonzept zu perfektionieren, liegen zwei Drittel des Gebäudevolumens unterhalb der Erde.

Aktuell dreht Jakob Dunkl zusammen mit BuiltBy.TV, dem ersten internationalen Architektur-Channel online, im Auftrag des WDR für Arte Kurzfilme über Architektur. In jeder Folge von „Meine Stadt“ trifft Jakob Dunkl einen Architekten in einer europäischen Metropole, mit dem er dort auf Entdeckungsreise geht. Die Pilotfolge sei bereits im Kasten, kürzlich seien die Voice-Over- und Off-Texte im Tonstudio aufgezeichnet worden, berichtet er und fügt hinzu, Amsterdam mit Ben van Berkel  – nun, das sei schon etwas ganz Besonderes.

Die Highlights der Stadt sind unter anderem das bunte Steigereiland, eine künstlich geschaffene Insel mit vielfältigen und oft sehr ungewöhnlichen Wohnhäusern privater Auftraggeber und als Kontrast Zuidas, das top-moderne, urbane Bankenviertel mit den dafür typischen Wolkenkratzern. Das 21-geschossige Hochhaus „Mahler 4“  wurde von Ben van Berkel erbaut und lässt sich zu einem Wohnhaus umfunktionieren.

„Apropos, Wohnhaus. Wir arbeiten gerade unter Hochdruck an einem  Wiener Wohnhochhaus im Rahmen des geförderten sozialen Wohnbauprogramms“, sagt Jakob Dunkl begeistert.

Dabei werden teilweise mehrgeschossige Gemeinschaftsräume über sämtliche Etagen verteilt. Die interne Kommunikation der Bewohner wird mit den unterschiedlichsten Methoden spielerisch angeregt: Kleine ausklappbare und auf dem Geländer montierbare Wäscheständer sorgen für eine Schicht von flatternden Wäschestücken zwischen den Stockwerken, breite Fensterbänke verbreiten Wohlfühlatmosphäre und zum Himmel geöffnete, windgeschützte Gemeinschaftsräume laden zu Gesprächen an der frischen Luft ein.

In den Augen von Jakob Dunkl brennen sie alle, die tausend Ideen, Visionen, reizvolle Bau-Utopien, die man entgegen aller Gesetze zu verwirklichen versucht. Doch Burn-Out fürchtet er nicht: Er ist stolzer Familienvater, am späten Nachmittag ist für alle Büroschluss und Wochenendarbeit ist tabu. Freizeit und Familie sei sehr wichtig, steigere die Effizienz bei der Arbeit.
„Effizienz ist Thema aller unserer Arbeiten. Wir suchen vom Konzept bis zum Detail nach effizienten Lösungen. In dieser Art von Reduktion steckt kreatives Potential!“

Zusatzinfos
Die Erstausstrahlung von „Meine Stadt“ ist am Sonntag, 2. Sept. um 16:00 Uhr auf Arte.
Weitere Informationen zu querkraft und Jakob Dunkl gibt es unter
www.querkraft.at
Infos zu „Meine Stadt“ und BuiltBy.Tv finden Sie unter
www.builtby.tv

Von der Peripherie ins Zentrum

Christl + Bruchhäuser Architekten und die optimale Kommunikation.

Von der Peripherie ins Zentrum waren die Architekten auf der Suche nach einer Verbesserung der Kommunikation. Die Umgebung des Bürostandortes sollte die Kommunikation unter den Mitarbeitern unterstützen und neue Möglichkeiten für die Pausengestaltung bieten.

Das von den Architekten 1997 bezogene fünfte und oberste Geschoss des Hauses „Neue Kräme 26“ liegt zwar im Zentrum von Frankfurt am Main, direkt gegenüber der berühmten Paulskirche, doch schränkten die verhältnismäßig kleinen Räume die interne Kommunikation erheblich ein. Formelle und informelle Mitteilungen erhielten die 12 Mitarbeiter und 2 Büroinhaber nur in den wöchentlichen Besprechungsterminen.

Was also tun, wenn der Gebäude-Standort ideal passt? Architekten haben es durch ihre Profession besonders leicht Räume nach ihren Vorstellungen zu gestalten.

Daher stand es gar nicht zur Diskussion aus den Räumen des Gebäudes, das einer Verwaltungsgesellschaft der Stadt Frankfurt gehört, und seit ca. 10 Jahren unter Denkmalschutz steht, auszuziehen.

Man könnte annehmen, es handle sich um ein historisches Gebäude in direkter Nachbarschaft zu dem Tagungsort der Frankfurter Nationalversammlung 1848 – 1849.

Doch erst 1953 wurde der Gebäudekomplex an der Berliner Straße / Ecke Neue Kräme / Kleinmarkthalle fertig gestellt. Die Bautätigkeiten entlang der neu geschaffenen Berliner Straße gelten als eine der ersten größeren Wiederaufbaumaßnahmen am ehemaligen nördlichen Ende der im Krieg zerstörten Frankfurter Altstadt. Das Gebäude „Neue Kräme 26“ ist gegenüber den umliegenden höher und hat ein aufgesetztes Dachgeschoss mit einer breiten, dreiseitig umlaufenden Dachterrasse. Von hier hat man einen großartigen Rundumblick auf die aufgebaute Frankfurter Altstadt mit Dom, Römer, Paulskirche und die Skyline der Frankfurter Bürotürme mit der neuen Europäischen Zentralbank, die derzeit nach einem Entwurf von COOP HIMMELB(L)AU realisiert wird.

2012 hatten die Architekten endlich die finanziellen Mittel um mit einem Zuschuss des Vermieters die Räume neu zu gestalten. Dies geschah in enger Abstimmung mit der Unteren Denkmalschutzbehörde der Stadt Frankfurt / Main. Die Renovierung des fünften Geschosses gelang nur durch das direkte Gespräch mit dem Team der Arztpraxis im darunterliegenden Geschoss und der Physiotherapiepraxis im dritten Geschoss. Der Beat der Baustelle sorgte für Gesprächsstoff. Die Zeiten der Abbrucharbeiten wurden mit den Patientenbesuchen so synchronisiert, dass ein reibungsloses Arbeiten aller Beteiligter möglich war. Auch waren alle Nutzer des Hauses zur Abbruch-Party eingeladen, die den Kick-off der Maßnahmen einleitete. Die gegenseitige Rücksichtnahme durch die Einhaltung bestimmter Zeitfenster hatte lediglich zur Folge, dass sich die Bauzeit gerinfügig verlängerte.

Ende April 2012 zogen die Architekten, nach fünf Monaten Bauzeit, aus den interim Bürocontainer in ihre neu gestalteten Räume ein. Endlich können sie die Kommunikation leben, die sie sich seit Jahren vorstellen. Das neue Großraumbüro – Besprechungsraum und die Inhaber-Büros sind durch Glaswände akustisch getrennt – lässt neben der visuellen Kommunikation vom Arbeitsplatz zu den Kollegen bis weit nach Frankfurt auch die verbale Kommunikation zu. Projekt-Informationen werden von allen einfacher aufgenommen wie auch persönlichen Gespräche spontaner stattfinden. Alle Voraussetzungen für einen optimalen Workflow und kollegiales Miteinander wurden geschaffen. Die neue Chillout-Zone und die neue Küche haben alle etwas näher zueinander gebracht.

Innenwände, Decken- und Wandverkleidungen wurden entfernt. Raumhohe großformatige Fenster erwecken besser als zuvor den Eindruck im Zentrum der Stadt zu sitzen. Zusammen mit der an drei Seiten umlaufenden Terrasse und dem darüber schlank auskragenden Dach verdeutlichen die vollendeten Maßnahmen die Intentionen der Architektur der Nachkriegsjahre.

Christl + Bruchhäuser Architekten haben die bürointerne Kommunikation verbessert, die Kommunikation zwischen den Mietern im Gebäude angeregt und damit ihren Standort im Zentrum der Stadt gefestigt – optimal über den Geschäften der „Neue Kräme“ und anliegenden Straßen und nur 200 m vom Ufer des Mains entfernt.