Im Portrait: Hadi Teherani

Mein e-bike, das auch andere kaufen können!
Es ist Luxus meine Arbeit immer an meinem persönlichen Anspruch zu messen.

Als Designer und Architekt beschäftigt sich Hadi Teherani mit dem gesamten Umfeld des Menschen und seines Verhaltens im Raum. Ganz gleich, ob es sich um einen Alltagsgegenstand oder ein komplexes Bauwerk handelt. Bei der Entwicklung des e-bike spielten die ökologischen Belange der individuellen Fortbewegung eine wesentliche Rolle. Das Leben in der Stadt verändert sich. Die Menschen träumen heute weniger vom Pendlerdasein an der Peripherie als vom Leben im kulturellen Mittelpunkt. Daraus ergeben sich neue Möglichkeiten für eine humane Stadtplanung unter Beachtung innovativer Verkehrsmittel. Im Vordergrund stehen kleine, wendige, individuelle und ökologische Lösungen, die eine Stadt der spontanen Verbindungen ermöglichen.
Das Fahrrad in neuer technischer Ausstattung und Leistungsfähigkeit wird zum Symbol einer intelligenten ökologischen Stadt der kurzen Wege und schnellen Verbindungen. Muskelkraft und die leise, dosierte Motorkraft eines elektrischen Antriebs ersetzen das in der verdichteten Stadt immer schlechter handhabbare Auto. Wirksam wird diese neue Symbolik des individuellen Stadtverkehrs vor allem dann, wenn das Fahrrad seine sportlichen Attribute in einem sehr filigranen Erscheinungsbild beibehält und die motorisch ergänzte Alltagstauglichkeit nicht sichtbar wird.
Hadi Teherani entwickelte sein e-bike unter Anlehnung an das formschöne Fahrrad des dänischen Designers Jan Herskind, das seit 20 Jahren seine Gültigkeit nicht verloren hat. Gemeinsam tüftelten sie die Details des e-bikes aus.
Das Hadi Teherani e-bike vermittelt zwischen Zweirad und Vierrad, weil der sportliche und der motorische Part jederzeit frei wählbar sind. Der elektrische Antrieb ist eine zeitlich begrenzte Unterstützung für den Alltagsgebrauch, der auch Steigungen und längere Strecken bewältigen lässt.
Im e-bike liegt laut Hadi Teherani die Chance, die Akzeptanz für das Fahrrad als alltägliches Fortbewegungsmittel deutlich zu erhöhen. Eine Mutter mit Kind auf ihrem Rad kann so auch noch einen Anhänger für den Einkauf bewältigen. Der Bankangestellte erreicht sein Büro ohne Schweiß auf der Stirn, wenn er Steigungen oder starken Gegenwind überwinden muss.

Das erste, in limitierter Auflage von nur 200 Stück, als Damen- und als Herrenrad hergestellte Hadi Teherani e-bike ist sportlich, leicht, filigran und doch markant. Den Leitlinien seines Designers folgend: klassisch, funktional, zeitlos, nachhaltig und dabei einzigartig. Ohne jeden Hinweis darauf, dass im E-Modus Nabenmotor und Akku zugeschaltet werden.
Der Akku verbirgt sich in der leicht abnehmbaren Lenkertasche und lässt sich im Büro oder zu Hause unkompliziert aufladen. Als Cockpit mit Navigation und Tacho ist ein iPhone integrierbar. Mit dem vom Rahmen völlig unabhängigen Zuschnitt der Batterie bleibt das e-bike langfristig zukunftssicher.

Wer mehr wissen will, oder sich spontan für einen Kauf entschlossen hat, findet weitere Informationen unter: www.haditeherani-bikes.de

Thema: Portrait Wolfgang Ott

Die Faszination der hohen Berge
Ein Portrait von Wolfgang Ott
Büroinhaber ott architekten, Augsburg

Tiefgründige, blaue Augen, ein markantes Gesicht, das in Erinnerung bleibt. Stand man Wolfgang Ott einmal persönlich gegenüber, vergisst man den Blick dieses ungewöhnlichen Mannes nicht so schnell wieder. Man liest viel über ihn, über seine Erfolge in der Architektur, die ehrenamtlichen Tätigkeiten in Südasien, sein soziales Engagement.
Und was ihn antreibt, wird mit jedem seiner Sätze deutlich: Alles durchdringende, uneigennützige Hingabe zu den Dingen, die er zum Ziel hat.

Die Liebe zu Südasien und dabei speziell zu Nepal, hat mit dem Himalaya zu tun, erklärt Wolfgang Ott. Zunächst war es die Faszination der hohen Berge, die ihm vor 25 Jahren um ein Haar das Leben gekostet hätte. Danach bereiste er das Land viele Male – diesmal mit etwas mehr Demut im Rucksack. Was er dabei gewann, waren tiefe Einblicke hinter die Kulissen dieses märchenhaften Landes: Die rasante Zerstörung der Natur, die Ausbeutung der Menschen und das unerträgliche Schicksal der Kinder.
„Der Deal war schließlich folgender: Einer der unzähligen Götter des tibetischen Pantheons hat es 1987 offensichtlich gut mit mir gemeint. Als höfliches Dankeschön kümmere ich mich seither um das Wohlergehen bedürftiger Kinder im Land“, sagt Wolfgang Ott. Auf seiner Suche nach einer Plattform für sein Vorhaben lernte er schließlich vor zehn Jahren einen Schongauer Geschäftsmann kennen. Dieser hatte bereits die nötige Erfahrung mit Charity-Projekten in Nepal. Daraus wurde die Nepal Initiative Schongau e.V., deren Vorsitz Wolfang Ott vor einigen Jahren übernommen hat. Während dieser zehn Jahre hat sich die Initiative in unterschiedlichsten Bereichen engagiert: Bau und Betrieb von Schulen und Kinderheimen, Wasserleitungen, Ernährungsprogramme, Lehrerbildung, Frauengruppen sowie Medical Care. Eines der größten Erfolge ist wohl die Gründung der Lophel Ling Boarding School am Fuße des 8000m hohen Annapurna-Massivs: Auf 3500m über dem Meeresspiegel haben ott architekten dort 2002 eine Solarschule für rund 80 tibetische Flüchtlingskinder gebaut – ein Nullenergiehaus mit Wintergartenverglasung.

Das Engagement für das Gemeinwohl sei letztendlich nichts weiter als ein Gebot der Vernunft, so der Architekt. Für den aufgeklärten Zeitgenossen braucht es dafür keine explizite Entscheidung. „Als engagierte Architekten nehmen wir diesen Ansatz ohnehin gerne in Anspruch, wollen ihn aber nicht nur auf unsere gestalterischen Ziele beschränkt wissen. Wenn Architektur die Verbesserung von Lebensumständen proklamiert, dann gehören dazu neben nachhaltig konzipierten High Tech Büros eben auch intelligent gemachte Lehmhütten. Das Endspiel um unseren Planeten wird ohnehin nicht bei uns, sondern in den Entwicklungsländern stattfinden.“

Für die Architektur entschied sich Wolfgang Ott bereits in jungen Jahren. „Mein Vater ist Tragwerksplaner, meine Schwester Künstlerin. Ein seltener Fall in meinem Leben, einmal die goldene Mitte getroffen zu haben“, sagt er lächelnd und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu, es sei vielleicht doch bloß eine Trotzreaktion auf die Berufsberatung des Arbeitsamtes gewesen, die ihm wegen seiner bescheidenen Mathematiknoten von diesem Studium abgeraten habe.

Architekt, Gutmensch, Weltverbesserer: Stellt sich nur noch die Frage, wer Wolfgang Ott aus seiner eigenen Sicht sei.
„Das fragt er sich jeden Morgen beim Zähneputzen vor dem Spiegel, ohne je eine schlüssige Antwort erhalten zu haben. Vielleicht ein rastlos nörgelnder Perfektionist, auf der unablässigen Suche nach Ruhe und Gelassenheit“, so der Architekt lächelnd. „Ich glaube an die Evolution und den – wenn auch noch so kleinen – Beitrag des Individuums für das Ganze. Welchen Sinn sollte das Leben haben, wenn nicht Teil eben dieser Entwicklung zu sein?“


Zusatzinfos:
Weitere Informationen zu Nepal-Initiative Schongau e. V. finden Sie unter dem Link www.nepal-initiative.de.
Den Lebenslauf von Wolfgang Ott können Sie hier als PDF-Dokument herunterladen.

Bericht: ap35 auf der Paris Design Week 2012

Zum zweiten Mal stellten sich die Zeiger in der französische Metropole auf Design und für eine Woche legte sich ein Netz zahlreicher Events und Ausstellungen über die Pariser Stadtstruktur. Nach einem erfolgreichen Launch 2011 wurde die Paris Design Week vom 10. – 16. September unter der Schirmherrschaft von Maison&Objekt im Anschluss an die Messetage fortgesetzt. Mit Hilfe von Themenwegen in den Bereichen „Art & Design“, „Design & Architecture“, „Iconic/Upcoming“, „Digital Design & Innovation“, „Design en France“, „Food & Design“ und „Mobility“ konnten sich die Besucher durch die vielseitigen Präsentationen in Showrooms, Concept-Stores, Kulturstätten, Galerien, Design-Studios, Hotels und Restaurants durch den Pariser Dschungel leiten lassen.

Mit 150 Austragungsorten und 250 Teilnehmern wurde die Design Week für uns zur wahren Entdeckungsreise verschiedenster Disziplinen durch 13 der 20 Pariser Arrondissements. Neben der Begegnung mit vielen Klassikern und traditionellen Firmen, gab es außergewöhnliche Design-Exkurse wie beispielsweise Tasting-Events und Design-Food Kooperationen – im Pavillion Élysée war eine Retrospektive des Konditor-Hauses LENÔTRE, die ihren „Yule log cakes“ unter der Feder von bekannten Desigern wie Kenzo, Starck, Lagerfeld immer wieder neu interpretieren, zu betrachten. Besonders inspirierend waren für ap35 wie so oft die „Jungen Wilden“. In der Ausstellung „now! le off.“ konnten viele Nachwuchsdesigner ihr Können und ihre Visionen in den Docks en Seine zur Schau stellen.

Es bleibt zu sagen: Wir sind sehr gespannt auf Paris 2013.

Weitere Informationen gibt es unter dem Link http://www.parisdesignweek.fr

Thema: Portrait Ruth Berktold

Architektur ist nicht genug
Ein Portrait über Ruth Berktold

Ist es nicht die Neugier, die uns täglich antreibt einen Schritt weiter zu gehen? Wollen wir nicht erfahren, was hinter der Sache steckt und wie sie funktionieren kann? Das mag für einen Ingenieur des Maschinenbaus oder der Elektrotechnik ein geradliniger Weg der physikalischen Formeln und Modelle sein. Erklärbar durch Zahlen und Analysen. Einen Architekten aber treibt die Neugier nicht nur durch die technischen Möglichkeiten in der Realisierung seines Entwurfs. Denn in der Architektur überlagern sich die Professionen und Themenfelder der Gestaltung von Lebenswelten. Der Neugier ist damit keine Grenze gesetzt.

Dies ist wohl ein Grund warum Ruth Berktold Architektur studiert hat. Sie begann klassisch mit dem Studium an der Universität Stuttgart. Diplomierte in Architektur und Städtebau und vertiefte ihre Studien an der Städelschule in Frankfurt. Um eine neue Sicht auf die erfahrene Lehre zu ermöglichen, absolvierte sie 1995 ihren Master of Science in Advanced Architectural Design an der Columbia University in New York. In der Stadt, die niemals ruht, wurde die Überlagerung von zeitgeistlichen Entwicklungen über alle Bereiche gesellschaftlichen Lebens deutlich. Architektur ist eine kulturelle Ausdrucksform, die diese sichtbar machen kann. So experimentierte das New Yorker Architekturbüro „Asymptote“ an der Übertragung der neu in Mode kommenden Tätowierungen, als eine Kunstform durch alle Gesellschaftsschichten, an der Übertragung auf die Architektur als Architexture, bei dem ein dreidimensionaler Körper mit Methoden aus dem CAD mit einer beliebigen Texture bekleidet wird. Es ist die Lust an Experimenten und der multidisziplinären Verschmelzung, welche Ruth Berktold „aus der Zeit“ nehmen. Kein Wunder, dass sie 2003 als Professorin für CAX und Entwerfen an die Hochschule München berufen wurde. Wer sie dort erlebt, dem scheint als habe sie mehr jugendlichen Enthusiasmus als mancher Student, der zäh nach Ideen ringt. Und unter uns gesagt: optisch unterscheiden kann man Frau Professorin und Studenten kaum.

2003 gründete Ruth Berktold zusammen mit Marion Wicher das Büro YES architecture in München und Graz. Keine Frage steht hier die Architektur im Mittelpunkt der Wertschöpfung doch steht YES auch zu Städtebau, Innenausbau, Möbel-, Produkt- und Webdesign, sowie computerintegrierte Entwurfsmethoden. Hier haben wir wieder die anfangs erwähnten Überlagerungen und Vernetzungen von Themen aus Wirtschaft, Gesellschaft, Mode und Kultur. Dinge, die Ruth Berktold rund um die Uhr antreiben.

Bericht: ap35 auf der Architektur Biennale in Venedig

13. Architektur Biennale in Venedig
Vom Einzelnen zum öffentlichen Raum und ungenutzten Potentialen

Common ground – öffentliches Gelände – ist das Thema der 13. Architektur Biennale in Venedig.

Geplatzte Immobilienblase in Spanien, Bankenkrise und Wirtschaftskrise in Europa bringen die Menschen auf die Straße. Die Einen ungewollt, weil sie ihren Wohnraum verloren haben, die Anderen besetzen bewusst Straßen und Plätze um auf die Missstände aufmerksam zu machen. Es entstehen Gemeinschaften, die sich einrichten und den öffentlichen Raum mit neuem Leben füllen. Über alle sozialen Schichten werden Kontakte in einem neuen Netzwerk geknüpft und neue gesellschaftliche Modelle erarbeitet. Es scheint, dass Krisen die öffentlichen Räume neu belebt und ins Bewusstsein der Gesellschaft rückt. Städte und Kommunen sind in der Pflicht die Bausteine des öffentlichen Lebens im Stadtbild neu zu definieren – und das bei schwindenden Budgets.

Private Initiativen eigenen sich den „Unraum“ zwischen gesichertem Eigentum und öffentlicher Vernachlässigung an. Es entsteht ein Mehrwert, der jedem Einwohner geboten wird. Letztlich erzeugt die momentane öffentliche Aufmerksamkeit des „Common Ground“ bei jedem Bewohner, der sich durch eine Stadt bewegt eine bewusste Wahrnehmung seiner Umgebung.

Daher ist die Vorgabe des Themas für die Biennale Architettura 2012 von David Chipperfield lobenswert, die eine Auseinandersetzung erzwingt. Kurz nach dem Betreten der Ausstellungshalle in den Arsenale werden öffentliche Räume über eine Videoinstallation thematisch erlebbar gemacht. Bildfolgen und deren akkustische Begleitung filtern die Essenz des Ortes und zeigen in der Reduktion genau das, was in Realität oft übersehen wird.

Viel Architekturbüros zeigen den Umgang mit dem öffentlichen Raum in ihrem spezifischen Umfeld. Sie zeigen einen Ist-Zustand und mögliche Lösungen in der Nutzung.

Leider haben besonders große und renommierte Architekturbüros nicht die Verantwortung im diesjährigen Thema erkannt. Sie reduzieren die Architektur Biennale auf eine persönliche Nabelschau.

Venedig selbst ist eine faszinierende Stadt mit Gassen, kleinen und großen Plätzen und vielen Besuchern. Eine interaktive Einbeziehung der öffentlichen Räume der Stadt mit den Besuchern im Gelände der Architektur Biennale und darüberhinaus hätte die Veranstaltung einem breiteren Publikum geöffnet und neue Vernetzungen ermöglicht. Der eine große „Wow-Effekt“ war nirgends zu entdecken. Schade!