Effizientes Arbeiten gilt nicht als eine der Stärken des Bausektors. Diverse Firmen treiben derzeit die Technologisierung voran. Es steht eine Revolution bevor!
Auf 70% aller Baustellen weltweit wird in Teilen noch wie vor hundert Jahren gewerkelt und gebaut.
Building Information Modeling (BIM) als Antwort für das Digitale Bauen in Zukunft.
Damit würden auch Investoren und Bauherren endlich vom großen Trend der Digitalisierung profitieren. Systematisches Arbeiten betreffend hinkt der Bausektor den meisten Branchen nämlich weit hinterher. Die Unternehmen besitzen zwar mittlerweile moderne technische Geräte und Hilfsmittel; die Prozesse jedoch, die schließlich zum vollendeten Objekt führen, sind noch sehr traditionell. Kostspielige Baufehler kommen deshalb ziemlich häufig vor, ebenso nervenaufreibende Verzögerungen. Viele Entscheide fallen weiterhin spontan auf der Baustelle statt im Voraus in der Planungsphase, wie das vernünftig wäre und in anderen Industrien gang und gäbe ist. Entsprechend niedrig ist die Rentabilität der meisten Baufirmen. Beinahe neidisch blicken deren Vertreter daher auf Unternehmen anderer Branchen, die sich die Vorteile der Digitalisierung schon längst zu eigen gemacht haben. Bewunderung nötigt ihnen besonders die Autoindustrie ab, in der die Hersteller die Fabrikation der Fahrzeuge eng getaktet haben und, so sagt ein Baufachmann, stets wüssten, wo sich die Teile der Zulieferer befänden.
Kein Tohuwabohu auf der Baustelle!
Von diesem Grad der Effizienz ist der Bausektor noch weit entfernt, solange die Unternehmen vor allem mit Datenblättern und Plänen auf Papier hantieren. Doch BIM verspricht hier eine Revolution. Wenn Gebäude vor den eigentlichen Bauarbeiten als «Digital Twin» entstehen, hilft das bei der Koordination der Arbeit. Mit Schaudern erzählt ein Branchenvertreter beispielsweise davon, wie bei einem Hotelprojekt einmal 120 Abwasseranschlüsse am falschen Ort montiert worden seien. Mit BIM lassen sich solche Fehler erkennen, bevor es auf der Baustelle zum großen Durcheinander kommt.
Besser eingebunden als bei herkömmlich ausgeführten Projekten sind eben auch die unzähligen Zulieferer. Ob Fensterhersteller, Brandschutzplaner oder Sanitärinstallateur, alle haben im Idealfall Zugriff auf die Plattform und die darauf gespeicherten Daten. Auch Ausschreibungen für die Aufträge können über sie erfolgen.
Damit die Beteiligten eines Bauprojekts digital kooperieren können, ist ein Common Data Environment (CDE) unerlässlich. Dieses Kommunikationssystem ist in der Cloud gespeichert, so dass alle Beteiligten am «Bau 2» ständig darauf Zugriff haben und die Daten laufend aktualisieren können. Unentbehrlich seien dafür aber, so sagen Fachleute, unter anderem leistungsfähige Kommunikationsleitungen. Nur schon diese Voraussetzung haben beim «Bau 2» allerdings noch immer nicht alle Projektpartner.
Bauen ist allerdings nur das eine; das andere ist die jahrzehntelange Betriebsphase eines Gebäudes, bei der BIM laut den Fürsprechern der Methode ebenfalls zu großen Fortschritten führen wird. Schon manchen Immobilienbesitzer packte die Verzweiflung, wenn alte Baupläne, die für die Erneuerung der Haustechnik benötigt wurden, plötzlich nicht mehr auffindbar waren. Auf digital aufbewahrte Daten dagegen ist der Zugriff jederzeit möglich, abgesehen davon, dass deren Fülle fast unermesslich ist. Selbst Angaben darüber, wie die Böden eines Gebäudes gereinigt werden sollten, lassen sich auf einem CDE speichern.
Das große neue digitale Bauen wird noch viele Fragen offenlassen, was BIM alles in Zukunft von seinen Nutzern benötigt. Es wird für uns alle ein langwieriger Prozess der Entwicklung sein und sicherlich noch ein Kraftakt mit dem Datenhandling.
mag35
Andreas Pfetsch